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Vom Heldenmut als Todesart

Friedrich Hebbel hat gesagt: "Oft gehört mehr Mut dazu, seine Meinung zu ändern, als ihr treu zu bleiben."

Beständigkeit gibt Sicherheit. Und zweifellos: Sicherheit brauchen wir alle. Beständigkeit, die dazu noch Stabilität, Arbeit und ein Auskommen bringt und damit das Überleben sichert, wird sogar zur Notwendigkeit, zur Wahrheit, zum Gesetz. Das blosse Überleben kann Rechtfertigung des Bestehenden genug sein. Und wer verändert, was bisher funktioniert hat, mag heldenhaft sein - riskiert aber dabei, das Überleben zu zerstören. Das eigene und möglicherweise das der andern.

Wer will es da Gabriel Laub übelnehmen, wenn er schreibt: "Heldenhaftigkeit ist eine Todesart, keine Lebensart". Er hat - als polnisch-deutscher Schriftsteller im letzten Jahrhundert - vermutlich den einen oder anderen Helden untergehen sehen. Man kann es nicht leugnen: Die Vorreiter der Veränderung haben Ihren Mut oft teuer bezahlt.

Warten wir also, bis "sich die Dinge verändern" und springen dann auf den Zug auf? Klingt nach vernünftiger Strategie - und bringt uns wieder irgendwo in die Überlebenszone.

Aber die "Dinge" verändern sich nicht. Und sie erneuern sich nicht. Weil Dinge gar nichts von selber tun. Sie liegen, stehen, fallen oder rollen herum und warten auf ihren entropischen Zerfall. Und der kommt sicherer als das Amen in der Kirche - das viele ohnehin nur noch aus vagen Überlieferungen ihrer Vorfahren und sonstiger Fossilien kennen. Ohne ins philosophisch-naturwissenschaftliche Nirwana abzugleiten: Die drei Hauptsätze der Thermodynamik sagen jedem System den stetigen Zerfall voraus. Das drohende Szenario des "kosmischen Kältetods" - mithin unser aller Zukunft - ist eine reale Metapher davon, was Systemen passiert, denen von aussen keine Energie mehr zufliesst. Im Umfeld des Zu-Ende-Denkers Ludger Lütkehaus hat einmal jemand diese drei Hauptsätze etwas ironisiert zusammengefasst - und so absolut alltagstauglich gemacht: "1. Wir können nicht gewinnen. 2. Wir werden sicherlich verlieren. 3. Wir können nicht aus dem Spiel ausscheiden."

Schöne Aussichten auf kosmischer Ebene - und damit zurück ins betriebswirtschaftliche Leben: Wir alle stecken fest in Systemen, die sich von selbst nicht erneuern und erhalten. Der Unterschied zum (langfristig todgeweihten) System "Kosmos": Wir können unseren Unternehmens-Systemen Energie zuführen. Energie: Das sind Impulse, das ist Mut zur Veränderung, was in der Folge - von Irrwegen abgesehen - Erneuerung bringt. Und ein System ohne Erneuerung ist tot.

Spannende Wahlmöglichkeiten: Entweder warten wir, bis unsere Organisation (und wir mit ihr) den Kältetod durch Energielosigkeit stirbt, oder wir wagen Veränderung - und riskieren damit den Heldentod. Entscheidungshilfe: Der Kältetod trifft alle, der Heldentod nur einen. Und: Wenn Systeme stark sind, erhalten sie sich ihre Helden. Und werden dadurch immer stärker. Nur schwache Systeme - geführt von schwachen Führern - scheiden ihre Helden aus.

Und was hat das alles mit den vorherigen Beiträgen zum Sprengen selbstgemachter Grenzen und den unbegrenzten Möglichkeiten der Talententwicklung zu tun - und überhaupt mit der aktuellen Serie zur "Optimierung des Systemelements Mensch"?

Ganz einfach: Wir sollten mutiger werden. Nur dann ändert sich was. Wir sollten Impulse setzen und verfolgen, die Meinung sagen, wenn etwas im Argen liegt. Und wir sollen den Mut haben, diese Meinung zu ändern, wenn die Zeit dazu gekommen ist.

Und werden wir diesen Heldenmut überleben?

Ja, weil wir eigentlich - mindestens wenn man dem Underground-Writer Victor "P." Lupoff glaubt - alle schon ziemlich mutig sind: "Wer am Morgen den Mut aufbringt, bewusst aufzustehen und den Tag mit allen Unsicherheiten und Ungewissheiten in Angriff zu nehmen, den kann, wenn er's genau bedenkt, an diesem Tag nichts mehr schockieren."

Wir sind also alle schon Helden - und trotzdem leben wir noch. Ist das nicht Beweis genug? Bleiben wir also wechselhaft. Das Wetter macht's vor.

Beste Grüsse,

Frank

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